Was ist FAP (familiäre adenomatöse Polyposis)

(Quelle: Klinikum Uni-Heidelberg)
Bei der Familiären Adenomatösen Polyposis coli (FAP) handelt es sich um eine seltene Erbkrankheit, bei der Schleimhautpolypen hundert- bis tausendfach im Dickdarm (Kolon) auftreten. Polypen sind erst einmal gutartige Schleimhautaufwerfungen, die vereinzelt bei allen Menschen entstehen können. Ihre Größe reicht von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern. Die Statistik geht von einem Betroffenen pro 5.000 bis 10.000 Einwohner aus.
 
Aufgrund der mikroskopischen Struktur bezeichnen Ärzte die massenhafte Polypenansammlung als Adenome (gutartige Geschwulst aus Drüsengewebe). Ohne Behandlung entwickelt sich bei nahezu allen FAP-Patienten aus mindestens einem dieser Adenome über die Jahre Dickdarmkrebs. Weltweit sind etwa ein Prozent aller Dickdarmerkrankungen auf eine FAP zurückzuführen.
 
 

Die ersten Polypen treten in der Regel mit 10-12 Jahren im Rektum oder Sigmoid auf. Ohne ärztliche Intervention entwickelt sich bei fast 100% der Patienten ein Dickdarmkarzinom, meist mit Mitte bis Ende 30. 
Ca. 1% aller kolorektalen Karzinome sind auf FAP zurückzuführen. Auch Veränderungen an anderen Organsystemen können bei der FAP auftreten. Netzhauthypertrophien (Hypertrophie des retinalen Pigmentepithels) und Desmoidbildung im Bereich von OP-Narben bzw. der Papilla vateri finden sich bei einem Großteil der FAP-Patienten, aber auch Hautneoplasien, Drüsenkörperzysten des Magens oder Zahn-und Kieferanomalien sind beschrieben. Sporadisch entwickeln sich Schilddrüsenkarzinome, Dünndarmtumoren, Hirntumoren (Medulloblastome), Hepatoblastome (im Kindesalter), Magenkarzinome, Pankreaskarzinome oder auch Astrozytome. Auch Lipome, Osteome und Epidermoidzysten kommen bei den Patienten vor.

Etwa 80 Prozent der Patienten mit der klassischen Form der FAP weisen Mutationen im APC-Gen als Ursache der Erkrankung auf.  Die FAP mit Mutationen im APC-Gen wird autosomal dominant vererbt, d.h. es besteht für Kinder eines Betroffenen ein Risiko von 50 Prozent, die Mutation zu erben und dann sicher im Laufe des Lebens die FAP zu entwickeln. Die Neumutationsrate beträgt etwa 25%, so dass häufig auch bei sporadischen FAP-Patienten ohne familiäre Belastung Mutationen im APC-Gen gefunden werden. Das APC-Gen ist auf Chromosom 5 lokalisiert und die Penetranz beträgt nahezu 100% (Gentest bei Darmkrebs).

Neben der klassischen FAP gibt es eine abgeschwächte Form der FAP (attenuierte FAP, AFAP), bei der sich weniger als 100 Polypen entwickeln. Häufig handelt es sich um 30-40 Polypen vor allem im rechten Dickdarm ("rectal sparing"). Meist zeigt sich ein Mischbild aus hyperplastischen Polypen, Adenomen und sessilen serratierten Adenomen. Das Risiko eines Dickdarmkarzinoms liegt bei dieser Form der FAP bei ca. 80% bis zum 70.Lebenjahr. Meist tritt die Darmkrebserkrankung mit Mitte 50 auf.  Bei der attenuierten FAP findet sich bei <30% der Patienten eine Mutation im APC-Gen. 

Etwa zehn Prozent der Patienten mit klassischer FAP und etwa 30 Prozent der Patienten mit abgeschwächter Form weisen Mutationen im MUTYH Gen auf (MAP = MUTYH-assoziierte Polyposis). Die FAP mit Mutationen im MUTYH Gen wird autosomal rezessiv vererbt, hier besteht ein erhöhtes Wiederholungsrisiko insbesondere für Geschwister eines Betroffenen.

Bei nachgewiesenen Mutationen im APC Gen oder im MUTYH Gen bzw. bei Personen mit einem hohen Risiko für eine FAP wird ein besonderes Vorsorgeprogramm bzw. z. T. die operative Entfernung des Dickdarms empfohlen.

 

 

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© Olaf Immig